Energiewende: Ein finanzielles Potenzial für Haushalte
Nutzen Sie die Energiewende zu Ihrem Vorteil. Senken Sie Ihre Energiekosten mit Photovoltaik und profitieren Sie von einer nachhaltigen, grünen Zukunft.
Mit der zunehmenden Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz stehen Verbraucher und Versorger vor neuen Herausforderungen und Chancen. Ein zentraler Aspekt dieser Entwicklung sind dynamische Stromtarife, die darauf abzielen, die Preise für Strom basierend auf aktuellen Marktbedingungen anzupassen. Diese Tarife reflektieren die Schwankungen der Strompreise an der Börse und bieten Anreize, den Stromverbrauch in Zeiten hoher Produktion oder niedriger Preise zu verlagern. Durch die Nutzung dynamischer Tarife können Haushalte nicht nur von den aktuell günstigsten Preisen profitieren, sondern auch aktiv zur Stabilität und Effizienz des Stromnetzes beitragen.
Im Folgenden werden verschiedene Modelle dynamischer Tarife vorgestellt, deren Vorteile und Herausforderungen erläutert sowie deren potenzielle Auswirkungen auf Haushalte und das Stromnetz erläutert.
Es gibt zwei gleichwertige Ansätze aus Sicht des Stromnetzbetriebs: Strom für später speichern oder den Zeitpunkt des Stromverbrauchs in Zeiten mit hoher Stromproduktion verlagern. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Ein Beispiel verdeutlicht dies: Wenn Elektroautos nicht abends, sondern mittags geladen werden, wenn im Sommer viel Solarstrom verfügbar ist, hat das den gleichen Effekt auf das Stromnetz, als würde dieser nun verbrauchte Solarstrom in einem Speicherkraftwerk für den Abend aufbewahrt. In beiden Fällen wird der mittags produzierte Solarstrom genutzt, wodurch abends weniger Strom aus fossilen Quellen benötigt wird.
Wenn man dieses Szenario auf andere Großverbraucher wie Wärmepumpen oder elektrische Boiler überträgt, können erhebliche Mengen an Strom verbraucht werden, was das Netz in einem größeren Ausmaß belastet oder entlastet. Um Privathaushalte dazu zu motivieren, große Stromverbraucher netzdienlicher zu nutzen, wird in den kommenden Jahren ein lange diskutiertes Konzept an Bedeutung gewinnen: dynamische Stromtarife. Diese Tarife ermöglichen es, kurzfristige Preissignale der Strombörse direkt an die Endverbraucher weiterzugeben.
An der Strombörse, wo Strom für die einzelnen Stunden des Folgetags gehandelt wird, sind die Preisschwankungen teilweise erheblich. Im Jahr 2023 lagen die Preise zwischen 50 Cent pro Kw/h in Spitzenzeiten und minus 50 Cent während Phasen der Stromüberproduktion. Ohne die aktuell geltende Untergrenze der epexspot Strombörse wären die Preise wahrscheinlich noch weiter gefallen.
Solche extremen Schwankungen sind zwar selten aber sie zeigen, dass Stromrechnungen auch für Privathaushalte sinken könnten, wenn die Preissignale effektiv weitergegeben werden. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien steigt die Zahl der Stunden, in denen Strom an der Börse kostenlos oder zu negativen Preisen angeboten wird, seit Jahren kontinuierlich an.
Im Jahr 2023 gab es Strom 24 Stunden zum Nulltarif und 301 Stunden mit negativen Preisen – ein historischer Höchststand. Besonders der Dezember fiel mit 72 Stunden negativer Preise auf. Grund dafür waren die Sturmtiefs, die die Windparks mit mehr als genügend Energie versorgten und damit für einen Stromüberschuss sorgten. Im Sommer hatten Photovoltaikanlagen bereits für eine Rekordzahl an Stunden mit negativen Preisen gesorgt.
Mittlerweile gibt es auf dem Markt verschiedene Ansätze, um günstige Börsenpreise an die Verbraucher weiterzugeben. In der ersten Stufe ändern sich die Strompreise monatlich. Diese Preise basieren auf aktuellen Börsenpreisen, die die Stromanbieter zur Berechnung heranziehen. Da solche Modelle bereits heute für alle Kunden unabhängig von der Art des Stromzählers möglich sind – also keinen Smart Meter erfordern – könnten sie den Wandel der Tarifstruktur für Haushaltskunden einläuten.
Ende letzten Jahres stellte der Ökoenergieanbieter Naturstrom seinen neuen Tarif „Flex" vor. Jeden Monat bis zum 20. informiert das Unternehmen seine Kunden darüber, wie hoch ihr Strompreis im kommenden Monat sein wird. Dieser wird mithilfe einer Formel berechnet, die auf aktuellen Preisen der Strombörse EEX basiert. Um die eigenen Kosten im Energiehandel zu decken, multipliziert Naturstrom diese börsenbasierten Preisbestandteile mit dem Faktor 1,15.
Am Monatsende müssen die Verbraucher ein Foto ihres Stromzählers im Kundenportal von Naturstrom hochladen, damit der Monatsverbrauch ermittelt und die Rechnung auf Basis des jeweils geltenden Strompreises erstellt werden kann. Ein Smart Meter ist für dieses Preismodell nicht erforderlich. Da sich bei diesem Modell der Strompreis nur einmal im Monat ändert, kann dieser Tarif noch nicht als wirklich dynamisch betrachtet werden.
Der Stromanbieter Lichtblick verfolgt einen anderen Ansatz und bietet bereits einen echten dynamischen Stromtarif für Kunden mit Smart Meter an. Der Tarif Vario ist bundesweit einheitlich und der Arbeitspreis setzt sich aus einem festen Sockelbetrag pro Kilowattstunde (für Netzentgelte, Steuern und Abgaben) sowie dem dynamischen Börsenpreis jeder Stunde zusammen. Bei negativen Börsenpreisen fällt der Endkundenpreis entsprechend unter den Sockelbetrag. Lichtblick betont jedoch, dass es sich um ein vorläufiges Produkt handelt, da die Anzahl der Smart Meter in Haushalten noch sehr klein ist. Bisher sind in Deutschland weniger als ein Prozent der Stromzähler Smart Meter.
Aus Sicht der Energiewende sind dynamische Preise, die das aktuelle Stromangebot widerspiegeln, zweifellos vorteilhaft. Besonders bei großen Lasten würde eine zeitliche Verschiebung des Strombezugs positive Auswirkungen auf den Energiemix haben.
Hohe Börsenpreise signalisieren in der Regel einen geringen Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix. Wer in solchen Zeiten Strom verbraucht, trägt in den meisten Fällen dazu bei, dass jede zusätzlich benötigte Kilowattstunde in fossilen Kraftwerken erzeugt wird. Niedrige Preise hingegen deuten meist darauf hin, dass ein hoher Anteil an erneuerbarem Strom im Netz verfügbar ist. Wer in diesen Stunden Strom verbraucht, trägt zusätzlich dazu bei, dass die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen nicht gedrosselt werden muss.
Stromversorger mit mehr als 100.000 Kunden sind bereits heute dazu verpflichtet, mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten. Dennoch sind solche Angebote nach wie vor selten, wie eine Stichprobe von einem großen deutschen Vergleichsportal zeigte. Für Großkunden mit viertelstündlicher Messung gibt es hingegen schon lange Verträge, deren Preise an den Preisen der Strombörse gekoppelt sind.
Bei Privatkunden ist die Nachfrage nach dynamischen Stromtarifen bisher gering. Was aber vor allem an den technischen Hürden liegen dürfte. Für stündlich oder viertelstündlich wechselnde Tarife ist ein Smart Meter zwingend erforderlich, über den die meisten Haushalte bisher nicht verfügen. Da der Bundestag bereits im April 2023 beschlossen hat, dass bis 2032 flächendeckend in allen Haushalten und Unternehmen Smart Meter zum Einsatz kommen sollen, wird dieses Thema sicherlich noch an Bedeutung gewinnen.
Zudem wird ab 2025 die Pflicht zur Angebotserweiterung auf dynamische Stromtarife auf alle Stromversorger ausgeweitet. Ein Vorreiter in diesem Bereich ist der norwegische Anbieter Tibber, der solche Tarife bereits bundesweit für Privatkunden anbietet.
Tibber bietet die dynamischen Preismodelle für Kunden mit und ohne Smart Meter an: Für Kunden ohne Smart Meter gibt es schwankende Monatspreise. Für Kunden mit Smart Meter gibt es einen variablen Strompreis, der sich stundengenau am Börsenpreis orientiert.
Die günstigste Möglichkeit das E-Auto aufzuladen bleibt immer noch die eigene PV-Anlage. Wer aber keine zur Verfügung hat, kann sich mit einem dynamischen Stromtarif speziell für E-Autos helfen.
Octopus Energy bietet mit Intelligent Octopus Go einen dynamischen Stromtarif an, bei dem die Kilowattstunde maximal 20 Cent kostet. Voraussetzung dafür ist, dass das Unternehmen das Lademanagement übernimmt und der Nutzer über einen Smart Meter verfügt. Der günstige Preis wird durch die intelligente Optimierung im Hintergrund ermöglicht. Bei optimaler Nutzung kann der Tarif bis zu 70 Prozent günstiger sein als die Standardtarife der Grundversorger.
Das Unternehmen Rabot. Charge verfolgt einen anderen Ansatz. Die monatliche Grundgebühr beträgt 4,99 Euro, und ein Smart Meter ist nicht erforderlich. Die Einsparungen gegenüber dem Grundversorger können bis zu 40 % betragen. Allerdings berechnet das Unternehmen eine Servicegebühr von 20 % der jeweiligen Einsparung gegenüber dem Grundversorgungstarif.
Unabhängig vom Anbieter ist das Prinzip überall ähnlich. Der Verbrauch wird in die preislich günstigeren Stunden verschoben. Ökologisch betrachtet hat dies den zusätzlichen Nutzen, dass genau diese Zeiträume auch die höchsten Anteile an grünem Strom aufweisen. Durch diese Verschiebung wird indirekt der Verbrauch von grünem Strom gefördert.
Bevor variable Strompreise bei der breiten Masse ankommen, setzen Forscher zunächst auf ein Bewusstseinsschaffungsprojekt. Im Dezember stellte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Ise) eine „Stromampel-App“ vor, die die aktuelle Stromerzeugung sowie die Börsenpreise visualisiert. Der aktuelle Strommix ist bisher eine unbekannte Größe in jeder CO2-Bilanz. Eine Kilowattstunde aus dem deutschen Stromnetz kann inzwischen nahezu CO2-frei sein, aber zu anderen Zeiten eine Belastung von mehr als 600 Gramm CO₂ aufweisen. Je nachdem, wann die Batterie eines E-Autos geladen wird, kann der Wagen so manche Strecke hauptsächlich mit Kohlestrom zurücklegen.
Die App des Ise zeigt schon am Vorabend Prognosen für den kommenden Tag in Ampelfarben auf. Grün signalisiert: Ladezeit. Ziel ist es, dass Nutzer ihre Stromverbräuche im Sinne der Energiewende anpassen. Noch dient die App allein der Transparenz; sobald jedoch variable Tarife eingeführt werden, wird ein angepasstes Ladeverhalten auch die Stromrechnung beeinflussen.
Wer bereits jetzt vorwiegend Grünstrom nutzen möchte, kann sich an der Stromampel-App orientieren.Die Stromampel-App ist bisher nur für Androidgeräte verfügbar. Eine App für iOS soll in Kürze folgen. Apple User können in der Zwischenzeit die Stromampel direkt auf der Website von energy-charts.de nutzen.
Derzeit lohnt es sich für Haushalte aus Kostensicht noch nicht, den Stromverbrauch gezielt in günstigere Zeiten zu verlagern. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn die Preisschwankungen weiter zunehmen und insbesondere dann, wenn größere Strommengen benötigt werden, wie etwa beim Laden von Elektroautos. Ob dies langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen führt, bleibt abzuwarten, doch es könnte helfen, weniger Strom aus fossilen Quellen zu verbrauchen.
Das aktuell verfügbare Modell, bei dem die Preise monatlich angepasst werden, bietet kaum Anreize zur Verbrauchsverlagerung und ist eher als ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Stromsystem zu sehen.
Langfristig ist die Installation einer Photovoltaik-Anlage die effektivste Möglichkeit, aktiv zur Energiewende beizutragen. Mit einer eigenen PV-Anlage produzieren Sie nicht nur grünen Strom, sondern reduzieren gleichzeitig Ihre Stromkosten. Wir unterstützen Sie gerne beim Einbau und helfen Ihnen, den ersten Schritt in eine nachhaltigere Zukunft zu gehen.
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